Guild Wars 2 – optimal für Casuals?

Als Zeitmangel-geplagter Familienvater hat man es ja manchmal nicht leicht. Man würde ja vielleicht gerne mehr spielen, aber es kommt immer etwas dazwischen. Manchmal unvorhergesehen und einfach wichtiger, manchmal aber auch einfach die eigene Lust, Laune und Stimmung.

Es ist jetzt schon länger her, dass ich ein Spiel in einer Frequenz gespielt habe, die zumindest an Regelmäßigkeit erinnert. Vor kurzem habe ich mich dann wieder in Guild Wars 2 eingeloggt- und war überrascht, wie gut es sich in meinen Alltag einfügen kann.

Es respektiert meine Zeit

Guild Wars 2 hat etwas, was ich nur als Respekt für die (geringe) Spielzeit werten kann, die ich aufbringe. Und das von Anfang an: vom Starten des Spiels von der Windows-Oberfläche bis zum Charakter in der Welt dauert der gesamte Startvorgang weniger als eine Minute.

Wenn ich dann in der Welt bin, geht es schon los: die Login-Belohnung kann abgeholt werden und die gerade verfügbaren täglichen Erfolge werden eingeblendet und stehen zur Auswahl bereit. Die Login-Belohnungen sind auch toll: sie sind nicht zeitgebunden; wann immer ich einlogge, geht es in der Liste weiter vorwärts, ich werde also nicht am Ende des Monats zurückgesetzt. Die Belohnungen sind ebenfalls nicht zu verachten; so gibt es Lorbeeren, die man gegen Handwerkstaschen eintauschen und am Handelsposten verkaufen kann. Tut man das, verdient man hier im Schnitt 2 Gold am Tag.

Login-Belohnungen

Es gibt in der Regel keine langen Reisezeiten- durch das Wegpunkte-System und accountweite Reittiere sowie weitere Reisefertigkeiten wie dem Gleiten bewegt sich mein Charakter in rasender Geschwindigkeit und mit großem Vergnügen durch die Spielwelt.

Wenn mein Inventar sich füllt, helfen drei kluge Maßnahmen beim Aufräumen:

  • ich kann Handwerksgegenstände von überall aus in meiner Handwerksbank einlagern
  • ich kann Gegenstände von überall direkt aus meinem Inventar am Handelsposten verkaufen
  • ich kann nicht benötigte Gegenstände verwerten

Das einzigartige Questsystem von Guild Wars 2 sorgt dafür, dass ich beinahe unmittelbar damit loslegen kann, Spielinhalte zu bestreiten.

Alles in allem verschwendet Guild Wars 2 keine Sekunde meiner Zeit- ich muss nicht irgendetwas bestimmtes tun (Reisen, Inventarmanagement, Questdialoge lesen) um an den Spaß zu kommen- ich bin direkt dran. Für jemanden, der auch öfter mal nur eine halbe Stunde spielen möchte oder kann, ist das optimal. In anderen vergleichbaren Spielen bin ich nach dieser Zeit vielleicht gerade bereit, in ein Abenteuer zu schreiten.

Tägliche Erfolge und Questsystem bringen einen schnell in die Action

Quests sind in Guild Wars 2 nicht personen-, sondern ortsbezogen. Egal, wo auf der Welt ich micht gerade befinde, ich kann in den meisten Fällen direkt vor Ort irgend etwas sinnvolles tun. Vielleicht peile ich ein „Herz“ an, oder ein Event findet gerade in der Nähe statt. Es gibt keine NPCs, die mich von A nach B schicken, um einen Brief zu überreichen. Stattdessen findet alles vor Ort statt.

Weitaus lohnender ist es für mich als Zeitcasual aber, mir die täglichen Erfolge genau anzuschauen. Diese kommen in drei Kategorien daher: PvE, PvP und WvW und dauern zur Bewältigung unterschiedlich lange. Meist wähle ich drei Erfolge aus der PvE-Kategorie, insbesondere, wenn ich aus Rohstoff-Sammlung, Event-Erfüllung und Aussichtspunkt-Erkundung wählen kann. Diese Erfolge sind meist an einzelne Zonen gebunden- Rohstoffe sammelt man in einem anderen Gebiet als dem, in dem man Events erfüllen soll. Dementsprechend habe ich dann zwar Reisezeiten, insbesondere, wenn ich die entsprechenden Zonen noch nicht erkundet habe, dafür mache ich aber auch in verschiedenen Bereichen Fortschritte- die Rohstoffe kann ich entweder für meine Herstellungsberufe nutzen oder gewinnbringend verkaufen, Events geben Erfahrungspunkte und ein Aussichtspunkt zählt für die Welterkundung. Unterwegs kann ich weitere Rohstoffe sammeln; bei den Events mache ich nebenher häufig Fortschritte bei dem einen oder anderen „Herz“.

Jeder tägliche Erfolg gibt eine kleine Belohnungskiste- habe ich drei tägliche Erfolge abgeschlossen, erhalte ich zudem eine weitere Kiste und 2 Gold. Der ganze Vorgang dauert zwischen 40 und 90 Minuten, je nachdem, wie umständlich es ist. Wobei man da auch abkürzen kann- wenn man beispielsweise an einem pvp-Matsch teilnimmt und es gewinnt, hat man in der Regel schon 1-2 tägliche Erfolge abgeschlossen.

Eventrunning in der Brisbane Wildnis

Zusammen alleine

Bei all dem bin ich nicht alleine- die Events, gerade die, um die es sich bei den täglichen Erfolgen dreht, sind gut besucht von anderen SpielerInnen, in der offenen Welt rennen immer viele andere herum- und man kommt sich dabei überhaupt nicht in die Quere- alles zählt für alle, ohne Einschränkung. Wenn man einem Gegner auch nur etwas Schaden zugefügt hat, erhält man die volle Anzahl Erfahrungspunkte. Rohstoffe in der Welt sind geteilt und extrem zügig abgebaut. Zugegeben, der „Eventzerg“ ist manchmal etwas chaotisch, aber es gibt durchaus auch Massenveranstaltungen, die einigermaßen koordiniert ablaufen müssen- beispielsweise, wenn es auf einer Karte gilt, einen Drachen zu töten.

Früher empfand ich das „zusammen alleine“-Spielen als etwas gemogelt- schließlich könnte man die anderen SpielerInnen auch durch NPCs ersetzen- aber heute finde ich es schön, auf unkomplizierte Art mit anderen gemeinsam unterwegs zu sein.

Niedrige Schwelle, Hoch hinaus

Der Wiedereinstieg nach längerer Pause ist erstaunlich einfach: es erwartet mich kein volles Questlog mit Quests, bei denen ich mich kaum erinnern kann, welche Geschichte sie verfolgen, wo sie stattfinden oder ob ich Teile davon bereits abgeschlossen habe. Es gibt nämlich kein Questlog. Wenn ich Orientierung brauche, wird sie mir von den täglichen Erfolgen ebenso angeboten wie von meinem individuellen Kartenfortschritt- im Zweifel kann ich einfach nachsehen, welche Karte ich noch nicht abgeschlossen habe, hinreisen und einfach loslegen. Eventuell muss man anfangs dafür sorgen, dass das Inventar geleert wird. Da die Fähigkeitenleiste auf 10 Fähigkeiten begrenzt ist, setzt auch das Muskelgedächtnis schnell wieder ein.

Auch der Schwierigkeitsgrad kann sehr niedrig starten- durch das Skalierungssystem wäre es beispielsweise möglich, mich mit einem Charakter der Höchststufe in einem Anfangsgebiet herumzutreiben, ohne dass Herausforderung & Belohnungen komplett trivial wären.

Auf der anderen Seite gibt es eine Reihe an herausfordernden Inhalten für Solo-Spieler, Zusammen-Alleine-Gruppen, Gruppen von Freunden oder Gilden. Alleine kann man Handwerk betreiben, eine legendäre Waffe herstellen, die Welterkundung komplettieren- was besonders reizvoll ist, denn da Guild Wars 2 spätestens ab Stufe 80 über eine horizontale Charakterprogression verfügt, können Soloinhalte in den Erweiterungen und manchen Gebieten richtig schwierig werden, die Geschichte durchspielen oder wiederholen, man kann im Welt-gegen-Welt-System gegen andere SpielerInnen spielen oder sich in PvP-Matches auf Schlachtfeldern versuchen. All diese Dinge geben interessante Belohnungen, Items und Erfahrungen.

Gilden können indes versuchen, Fraktale zu betreten, Dungeons zu bestreiten, Gildenmissionen abschließen und sich eine Gildenhalle sichern, was wiederum ganz neue Möglichkeiten entfaltet.

Der Haken?

Es gibt natürlich einen. Wenn man nicht gerade die Storymissionen spielt, kann sich Guild Wars 2 etwas seelenlos anfühlen- das Weltdesign ist großartig, daran liegt es nicht, aber wenn ich mich in der offenen Welt bewege, kommt es mir manchmal vor als bearbeite ich bloß eine ewig lange Todo-Liste aus Herzen, Wegpunkten, Aussichtspunkten, Sehenswürdigkeiten und Erfolgen, ohne dass diese einem großartigen Narrativ zu folgen scheinen. Es gibt zudem auch so gut wie keine „Downtime“, was ich weiter oben als Vorteil gelistet habe, kann manchmal auch etwas anstrengend wirken. Gerade in diesem Bereich- sagen wir, wenn man es gerade etwas entspannter haben möchte, gibt es andere Spiele, die es etwas ruhiger und storylastiger angehen. Wobei diese dann wieder den Nachteil haben, dass man eine gewisse Vorlaufzeit braucht- aber man kann halt nicht alles haben.

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