Eins nach dem anderen: ein Ansatz für entspanntes questen in ESO

Elder Scrolls Online ist ein Spiel, das recht geschichtslastig ist. Quests handeln selten davon, 5 Rattenschwänze zu sammeln, indem man 10 Ratten tötet. Stattdessen gibt es im Regelfall eine Geschichte, eine Teilaufgabe und die Mobs stehen halt einfach nur zwischen dem Spielercharakter und dem, was er/sie erreichen möchte.
Viele Quests sind zudem an einen Ort gebunden- man löst sie und auf der Gebietskarte wird der entsprechende Ort weiß gefärbt- man hat die Aufgabe dort erledigt. Es gibt aber durchaus auch Überschneidungen und Umwege- manchmal wird man für eine Aufgabe in die Gebietshauptstadt zurück geschickt, gewisse Ziele anderer Aufgaben liegen aber wesentlich näher. Die Verlockung ist dann natürlich, erstmal alles mitzunehmen, was „auf dem Weg liegt“.
Weniger ist mehr
Für mich- und vielleicht auch ein paar andere Casualspieler, die jetzt nicht zwingend täglich einloggen, ergeben sich dabei aber ein paar Probleme:
- es kann sein, dass ich am Ende einer Session ein paar Quests begonnen habe, aber keines abgeschlossen
- beim nächsten Login kenne ich dann vielleicht die Geschichte zu den Quests nicht mehr- oder sie interessiert mich nicht mehr so sehr, oder beides
- in einem nächsten Schritt könnte es sein, dass ich Dialoge überspringe und der Geschichte nur noch sehr rudimentär folgen kann
- darunter leidet am Ende dann auch das allgemeine Engagement in ESO, denn wie gesagt, es ist ein geschichtslastiges Spiel

The Secret World, bzw. Secret World Legends, ist ebenfalls ein storylastiges Spiel. In TSW (Secret World Legends habe ich leider kaum gespielt) war es so, dass man immer nur eine Hauptquest aktiv haben konnte. Dazu konnte man zwar weitere Aufgaben zusätzlich verfolgen – so bis zu drei Nebenquests und eine Untersuchungs- / Schleichaufgabe, aber der Kern des Spiels lag in den Hauptaufgaben, und die ging man mehr oder weniger nacheinander an.
So mache ich das denn jetzt auch in Elder Scrolls Online, abzüglich der Nebenmissionen etc. Wenn ich eine Aufgabe angehe, verfolge ich nur diese eine Aufgabe und gehe sie Schritt für Schritt durch. Egal, ob sie mich mehrfach an den gleichen Ort schickt oder dort noch etwas anderes zu erledigen ist; ich ziehe sie durch.
Immersion? Ja, auch, aber es geht um den roten Faden
Im Ergebnis verfolge ich die Geschichte aufmerksamer. Die Dialoge sind dann eine willkommene Atempause zwischen Reisen oder Gekloppe, oftmals auch ausgestattet mit Wahlmöglichkeiten, die die Geschichte beeinflussen. Einmal wurde ich sogar bei einem Zwischenschritt von einem NPC „abgefragt“ und hatte Antwortoptionen, die die Geschichte der Aufgabe korrekt wiedergaben- oder eben nicht. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn ich falsch geantwortet hätte, es war aber eine interessante Erfahrung.
Der Abschluss dieser Quest bot dann auch eine gute Gelegenheit, die Session zu beenden. Beim nächsten Login kann ich mit einer neuen frisch anfangen, ein Gewölbe aufsuchen, ein Verlies, Handwerksschriebe erledigen oder sonstwas, ohne in irgendeiner Weise „den Faden zu verlieren“.
Die Vorteile liegen auf der Hand:

- Immersion- man steckt halt tiefer in der Welt drin, wenn man weiß, weshalb man gerade tut, was man tut
- „Environmental Storytelling“ – ich „verstehe“ Details, die in der Welt platziert sind. Ein Skelett, das irgendwo herumliegt, hat plötzlich Bedeutung
- eine Session wird nicht überladen und hat ein zufriedenstellendes Ende
- die nächste Session beginnt entweder mit einem „leeren Blatt“, oder in direkter Fortsetzung der letzten.
Auf eine Sache muss ich allerdings aufpassen: dass dieser Charakter auch immer eine Aufgabe im Questlog hat. Neulich wollte ich einen Charakter spielen, die auf Sommersend unterwegs war. Sie stand aber da rum, ohne Aufgabe. Logisch, ESO ist auch ein Spiel, das einen dazu ermutigt, loszuziehen und zu erkunden. Aber dennoch verwirrt es anfangs, wenn man nicht weiß, wohin es gehen soll.
Am Ende ist das natürlich keine großartig revolutionäre Idee bzw. Herangehensweise. Ich bin sicher, viele ESO-SpielerInnen gehen das Spiel auf diese Weise an. Für mich war es jetzt aber ein erster Versuch- und ich bin begeistert.